KIEL. Ein breites Bündnis will den Wohnungsbau in Schleswig-Holstein entscheidend voranbringen. Dafür ist heute (18. Juli) das Netzwerk Planen, Bauen, Wohnen gegründet worden. Die insgesamt 24 beteiligten Ministerien, Verbände und Organisationen unterzeichneten bei der heutigen Gründung die Netzwerkvereinbarung "Den Transformationsprozess des Wohnungsbaus gemeinsam gestalten".
Ziele des Netzwerkes sind unter anderem, gemeinsam bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, vulnerablen Gruppen den Zugang zu Wohnraum zu ermöglichen und dabei das Ziel der Klimaneutralität und der Dekarbonisierung des Wohnungsbestandes zu berücksichtigen. Der Grundgedanke dabei ist, dies wirtschaftlich vertretbar und sozial ausgewogen umzusetzen.
Die Akteurinnen und Akteure aus der Wohnungs- und Energiewirtschaft, der Bauindustrie und dem Baugewerbe, dem Handwerk sowie Fachexperten aus dem Bereich der Gebäudearchitektur und -planung, dem Ingenieurwesen, der Energieberatung, der sozialen Träger, der Verbraucherzentrale und des Mieterbundes sowie die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Landesverbände, die Investitionsbank Schleswig-Holstein, die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen, das Innen- und das Energiewendeministerium werden alle gemeinsam ihr jeweiliges Know-How in das Netzwerk einbringen.
Die Netzwerkmitglieder werden in einem strukturierten Arbeitsgruppenprozess zu den oben genannten Schwerpunktthemen tätig werden. Die erfolgreichen Abstimmungen im Rahmen des "Klimapakt SH" sowie der "Offensive für bezahlbares Wohnen" werden dabei aufgegriffen, da beide Bündnisprozesse in der Vergangenheit einen umfassenden Erfahrungs- und Wissensaustausch ermöglichten und inhaltlich überaus positive Ergebnisse erzielten. Die Tätigkeit in den Arbeitsgruppen wird um den Schwerpunkt "Zugang zum Wohnungsmarkt" ergänzt. Eine Lenkungsgruppe wird jährlich tagen und den Abstimmungsprozess strategisch steuern und abrunden.
Stellungnahmen von Netzwerkpartnerinnen und -partnern
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack
"Mit unserem Vorhaben setzen wir ein Zeichen für Zusammenarbeit, für gegenseitige Unterstützung, für gemeinsames Handeln – für alle Menschen. Eines ist klar: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind zu groß für Einzelinitiativen. Dabei wird es gerade darum gehen, die zum Teil unterschiedlichen Ansichten und Lösungsansätze, die es natürlich in einem so breiten Netzwerk gibt, zusammenzuführen und in einem gemeinsamen Ansatz zu bündeln. So wollen wir im Schulterschluss mit allen Beteiligten zukunftsweisende Lösungen finden, um die Ziele von mehr bezahlbarem, nachhaltigem und klimaneutralem Wohnraum zu erreichen. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam viel bewegen werden.
"
Energiewendestaatssekretär Joschka Knuth
"Die Wärmewende hat das höchste bisher nicht genutzte Potenzial auf unserem Weg zur Klimaneutralität bis 2040. Die noch immer überwiegend fossil betriebene Wärmeversorgung verursacht mit rund 60 Prozent des Endenergieverbrauchs einen Großteil des Treibhausgasausstoßes in Schleswig-Holstein. Klar ist: Um das zu ändern, braucht es für neue Wärmepumpen oder klimaneutrale Wärmenetze teils hohe Investitionen. Klar ist auch: Es braucht gemeinsame Lösungsansätze für bezahlbares und klimaverträgliches Wohnen in Schleswig-Holstein. Dieses neue Netzwerk, das alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringt, kann uns dabei helfen, dafür neue Ansätze zu entwickeln.
"
Prof. Dietmar Walberg von der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes bauen (ARGE//SH)
"Die Transformation des Wohngebäudesektors ist eine der größten Herausforderungen, vor der dieses Land je stand. Diese Aufgabe kann nur gemeinsam organisiert und gelöst werden. Das Netzwerk Planen, Bauen, Wohnen bildet dafür die notwendige Grundlage.
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Erk Westermann-Lammers, Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH)
"In dem Netzwerk Planen, Bauen und Wohnen bündelt Schleswig-Holstein seine unterschiedlichen Kompetenzen zum Wohnungsbau mit dem Ziel, gemeinsam tragfähige und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Es versteht sich von selbst, dass die IB.SH in diesem Netzwerk aktiv mitwirkt und es mitgestaltet.
"
Bernd Heuer vom Verband Wohneigentum Schleswig-Holstein
"Der Verband Wohneigentum begrüßt die heutige Gründung des Netzwerk Planen, Bauen und Wohnen. Er ist die logische Weiterentwicklung des ehemaligen Klimapaktes, an welchem wir bereits beteiligt sind. Aufgrund der zusätzlichen und komplexeren Aufgabenstellungen der vergangenen Jahre ist die heutige Vereinbarung richtig. Die Schaffung von Wohneigentum ist eine Form der Alterssicherung. Die Gedanken im Zusammenhang mit Klimaanpassung und Energieversorgung und -einsparung betreffen auch direkt die Eigentümer des selbstgenutzten Wohneigentums. Jeder hat hier die Möglichkeit, für sich selbst die passenden Module herauszusuchen und umzusetzen. Ordnungsrecht ist daher an dieser Stelle nicht angebracht.
"
Dr. Torsten Birkholz vom BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
"Mit dem neuen Netzwerk Planen, Bauen und Wohnen wird eine wichtige Plattform geschaffen, um den Transformationsprozess im Wohnungsbau gemeinsam und ganzheitlich zu gestalten. Besonders begrüßen wir die Arbeitsgruppe zur Wärme- und Energieversorgung – denn die treibhausgasneutrale Wärmeerzeugung ist ein zentraler Schlüssel für das Gelingen der Wärmewende. Wir erwarten, dass aus dem engen Austausch zwischen Energie- und Wohnungswirtschaft, geleitet durch das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport praxisnahe Lösungen entstehen, die klimafreundlich und sozial tragfähig sind.
"
Michael Böddeker vom Verband kommunaler Unternehmen – Landesverband Nord
"Als zentrale Akteure treiben kommunale Unternehmen die Wärmewende vor Ort voran – dafür brauchen wir verlässliche Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit. Im neuen Netzwerk bringen wir unsere Perspektive ein, um die Transformation zu einer klimaneutralen Energieversorgung aktiv mitzugestalten.
"
Markus Hrach, Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE.SH)
"Die Wärmewende ist zentral für eine hundertprozentige Energieversorgung aus Erneuerbaren. Sie gelingt jedoch nur, wenn alle relevanten Akteurinnen und Akteure gemeinsam an einem Strang ziehen. Unsere Mitgliedsunternehmen übernehmen dafür zunehmend Systemverantwortung – für eine sichere und bezahlbare Wärmeversorgung im Quartier. Als LEE.SH bringen wir diese Expertise in das Netzwerk Planen, Bauen, Wohnen ein, um gemeinsam praktikable Lösungen voranzubringen - strukturiert, transparent und offen für unterschiedliche Perspektiven.
"
Andreas Breitner, Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW Nord)
"Schleswig-Holstein hat sich verpflichtet, 2040 klimaneutral zu sein. Noch 14 ½ Jahre Zeit. Und angesichts der im Vergleich zu 1990 mit hohem Investitions- und Kapazitätseinsatz schon erreichten CO2-Einsparungen noch ein gewaltiges und teures Stück Weg. Unsere Mitgliedsunternehmen merken deutlich, dass dem Thema erheblicher sozialer Sprengstoff innewohnt. Das Land hat sich zwar per Gesetz zur Klimaneutralität bis 2040 verpflichtet. Umsetzen und auch mit den finanziellen Folgen leben, müssen aber Unternehmen und letztlich die Menschen im Land. Baden-Württemberg hat sich 2021 zur Klimaneutralität bis 2040 verpflichtet. Wird nach eigenem Bekunden aber an den Realitäten scheitern. Und wird jetzt von der Deutschen Umwelthilfe verklagt. Das erzeugt zusätzlichen Druck auf alle Akteure, fördert Frustration und untergräbt die gesellschaftliche Akzeptanz für den Klimaschutz weiter. Ich möchte, dass Schleswig-Holstein Klimaschutz gemeinsam und besser macht.
"
Jochen Kiersch, Mieterbund Schleswig-Holstein
"Die Gemengelage aus Wohnraummangel und Wärmewende ist eine enorme Herausforderung. Sie kann nur mit vereinten Kräften gemeistert werden. Das Netzwerk Planen, Bauen und Wohnen ist dafür das richtige Instrument. Ich betone aber auch: Es braucht deutlich mehr Geld im System.
"
Kay Brahmst, Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen - BFW Nord
"Der Klimaschutz im Gebäudebestand muss unter realistisch umsetzbaren Voraussetzungen durchgeführt werden: bezahlbar für Mieter:innen und leistbar für Eigentümer:innen. Die erforderlichen Maßnahmen werden hohe Investitionen auslösen, die auf die Schultern aller Beteiligter fair verteilt werden müssen. Theoretische Ansätze und sonstige Luftschlösser, die jeden Realitätsbezug vermissen lassen, sind hierbei nicht hilfreich und sollten zukünftig von allen Partnern unterlassen werden. Der technische Fortschritt sowie neue Verfahren und Materialien sollten immer im Blick behalten und entsprechend umgesetzt werden. Daher greifen feste Vorgaben für die Umsetzung zu kurz.
"
Manja Biel, Bauindustrieverband Hamburg Schleswig-Holstein
"Es gilt, beim Wohnungsbau gemeinsam ins Tun zu kommen – ein gut organisiertes Netzwerk kann dabei entscheidende Impulse setzen. Gerne bringen wir uns daher aktiv ein: mit den Erfahrungen unserer Mitgliedsunternehmen im Wohnungsbau ebenso wie mit unserer Expertise aus der Mitwirkung am 'Hamburg-Standard'.
"
Michael Herte, Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein
"Verbraucherschutz beim Wohnen heißt: finanzieren mit Weitblick, nachhaltig bauen, barrierefrei planen – im Netzwerk Planen Bauen Wohnen setzen wir uns für Orientierung bei der Finanzierung und energetischen Sanierungsmaßnahmen, Transparenz beim Bauen sowie Fairness beim Wohnen ein.
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Uwe Pörksen, Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein
"Die Anforderungen, die mit der zukunftsfähigen Weiterentwicklung des Wohnungsbaus einhergehen, sind komplex. Planerinnen und Planer Schleswig-Holsteins machen sich stark für das interdisziplinäre Ausloten und Erarbeiten praktikabler und beispielgebender Lösungen und Ansätze, denn nur durch gemeinsames Wirken aller am Planungs- und Bauprozess beteiligten Akteure kann den bestehenden Herausforderungen erfolgreich begegnet werden. Wir sind überzeugt: Im konstruktiven und pragmatischen Dialog sowohl in übergeordneten als auch spezifischen Fragestellungen können Lösungen gefunden, vereinbart und verankert werden, die den Wohnungsbau voranbringen und Strahlkraft über die Grenzen des Bundeslandes hinaus entwickeln.
"
Christof Tatka, Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege
"Wir erleben täglich die Probleme unserer Gesellschaft: Benachteiligte Gruppen haben es schwerer denn je, Wohnraum zu finden. Wir kennen Lösungen, diese Probleme abzumildern. Diese Lösungen bringen wir in das Netzwerk Planen, Bauen und Wohnen ein.
"
Hinweis: Im Anhang finden Sie ein Foto der Mitglieder des Netzwerkes. Dieses ist frei verwendbar mit der Quellenangabe Innenministerium.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Tim Radtke/ Jana Hämmer / Dörte Mattschull | Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport | Düsternbrooker Weg 92, 24105 Kiel | Telefon 0431 988-3007 / -3337 / -2792 |
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